Jasmin Schmid — 18.02.2021

Durchschnittliche Umsatzeinbussen im zweistelligen Bereich, zwischenzeitlich drei Viertel der Unternehmen auf Kurzarbeit, und ein um 12.5 Prozent reduzierter Personalbestand. Die Corona-Krise erschütterte die Textil- und Bekleidungsbranche im Jahr 2020 brutal. Das vierte Quartal 2020 führte laut Mitgliederumfrage insgesamt nicht zu einer Verbesserung, aber zumindest mehrheitlich zum Erhalt des Niveaus im dritten Quartal. Für das laufende Quartal werden weitere Einbrüche erwartet.

Die Auswertung unserer vierten Mitgliederumfrage zur Coronakrise zeigt die tiefen Wunden, welche die Pandemie unserer Branche im letzten Jahr hinzugefügt hat. Die Gesamtumsätze brachen gemäss Median im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr um 15 Prozent ein. Im gleichen Ausmass verringerten sich die Exporte. Mit einem Minus von 6.7 Prozent im Textil- und 9.6 Prozent im Bekleidungsbereich weist der Konjunkturbericht signifikant geringere Exportrückgänge für das Jahr 2020 aus. Für diesen Unterschied, sind die Ausfuhren einzelner Produkte verantwortlich. Speziell handelt es sich dabei um Vliese zur Herstellung von Schutzmasken sowie um die Schutzmasken selbst. Werden die ausländischen Verkäufe dieser Produkte ausgenommen, sanken die Textilexporte um rund 13 Prozent und passen damit auch ins Bild, das die Mitgliederumfrage zeichnet.

Die heftigen Umsatzverluste zwangen die Unternehmen zum Handeln. Gemäss unserer Umfrage haben seit Februar rund drei Viertel der Unternehmen Kurzarbeit in Betrieb genommen. Inzwischen konnte rund ein Drittel wieder aus der Kurzarbeit aussteigen. Im Schnitt betrifft die Kurzarbeit im Betrieb mit 65 Prozent die Mehrheit der Mitarbeitenden. Gleichzeitig beträgt der Anteil der Kurzarbeit am Arbeitspensum durchschnittlich 30 Prozent. Ein Viertel der Unternehmen brauchte zusätzliche Liquidität und nahm einen COVID-19-Kredit auf. Trotz der Nutzung der Instrumente des Bundes durch die Textil- und Bekleidungsbranche sank der Personalbestand im Schnitt um 12.5 Prozent.

Die Situation blieb auch im vierten Quartal sehr angespannt. Gemäss unserer Januarumfrage hat sich die Unternehmenslage der Textil- und Bekleidungsbranche gegenüber Oktober insgesamt nicht signifikant verbessern können. Der Konjunkturbericht geht jedoch tendenziell von einer Verbesserung aus. Einen Vergleich zu ziehen zwischen dem Konjunkturbericht und unserer Mitgliederumfrage ist allerdings nicht telquel möglich. Die Fragen wurden leicht anders gestellt. Während sich die Mitgliederumfrage nach der Entwicklung der Geschäftslage erkundigte, fragte die KOF-Umfrage nach der Beurteilung der gegenwärtigen Geschäftslage. So kann es sein, dass ein Unternehmen zwar eine Verschlechterung seit Oktober erfuhr, seine Geschäftslage aber dennoch als befriedigend einstufte. Die Realität wird irgendwo dazwischenliegen: Einer Stabilisierung der Branche insgesamt auf dem Niveau des dritten Quartals. Trauriger Fakt ist, dass sich die Lage der exportorientierten Unternehmen im vierten Quartal zugespitzt hat. Der Anteil der Mitglieder, die an einem Exportrückgang leiden ist im Januar gegenüber Oktober von 40 auf 50 Prozent gestiegen. Darauf deuten auch die Zahlen des Konjunkturberichts zu den Textilexporten, die unter Ausschluss der Vliese und der Schutzmasken, mit acht Prozent gesunken sind.

Grafik aus der vierten Mitgliederumfrage zur Betroffenheit durch Corona.
Ausblick

Die Unternehmen wollen der Krise mehrheitlich mit einem weiteren Ausbau der Digitalisierung, der Entwicklung neuer Produkte und der Vertiefung der Nachhaltigkeit begegnen. Den erwarteten Normalisierungseintritt sehen sie immer weiter weg. 70 Prozent der Unternehmen gehen im Januar von neun Monaten oder länger aus bis sich die Lage wieder normalisiert hat. Für das erste Quartal erwarten die Mitglieder im Schnitt einen Rückgang des Umsatzes von 10 Prozent und 12.5 Prozent der Exporte. Die Zahlen werden als weiterhin stark rückläufig erwartet, jedoch mit abnehmender Rate. Die Krise ist noch nicht ausgestanden, wir stecken noch mitten drin. Die Resultate der Umfrage finden Sie hier.

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