Björn von der Crone / az — 07.08.2025

Ausgerechnet am Schweizer Nationalfeiertag verkündete US-Präsident Donald Trump die neusten Zölle. Für die Schweiz gelten seit dem 7. August neu unverhältnismässig hohe Zusatzzölle von 39 Prozent. Sie schaden der Textilbranche mit CHF 170 Mio. Exporten in die USA massiv und verschlechtern unsere Position gegenüber der Konkurrenz aus andern Ländern. Swiss Textiles fordert trotz kalter Dusche die Fortsetzung des Dialogs mit den USA und eine Sicherung der guten Beziehungen mit anderen Partnern wie der EU.

Die Trumpsche Tafel Bild: Keystone

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Damit hat die Schweiz nicht gerechnet. Zwar machten sich Experten in US-Präsident Donald Trumps neuster Zollrunde auf höhere Abgaben gefasst. Sie gingen vom «worst case scenario von 31 Prozent» aus. Die 39 Prozent haben alle eiskalt erwischt.

Was gilt für die Branche?

Die neue Regelung ist seit dem 7. August in Kraft.

Statt der bisherigen Zoll-«Flatrate» von zehn Prozent werden sämtliche Staaten mit unterschiedlich hohen Abgaben belastet. Der sogenannte Meistbegünstigungszollsatz (MFN-Zollsatz) kommt der Executive Order zufolge obendrauf.

Für die Berechnung des Zollsatzes bleibt die Ursprungsbestimmung entscheidend. Für Textilien und Bekleidung kommen dabei spezifische Regelungen zur Anwendung – diese sind hier sowie hier ersichtlich.

Ein konkretes Fallbeispiel steht den Mitgliedern von Swiss Textiles im geschützten Mitgliederbereich zur Verfügung. Sobald der Ursprung der Waren feststeht, kann der entsprechende Zolltarif ermittelt werden. Dieser wird auf den FOB-Preis (Free on Board, gemäss Incoterms) der Waren aufgeschlagen.

Abkommen zählen plötzlich nicht mehr

Nicht nur die Schweiz hat das Nachsehen. Eine besondere Klatsche hat auch Kanada erfahren. Obgleich zwischen dem Nachbarstaat und den USA ein Abkommen besteht, blieb er vom neusten Zollhammer nicht verschont. Auch alle anderen Staaten mit einem Abkommen müssen daran glauben.

An den Spezialregelungen für China ändern die USA derweil nichts. Das separat ausgehandelte Abkommen bleibt bestehen und die Strafzölle von 125 Prozent ausgesetzt. Am 11. August wurde eine erneute Verlängerung um 90 Tage kommuniziert. Danach treten die Zölle wieder in Kraft.

Die Schweiz erhebt seit dem 1. Januar 2024 keine Zölle mehr auf Industrieprodukte. Den bilateralen Warenhandelsüberschuss mit den USA gleicht sie weitgehend durch ein entsprechendes Defizit im Dienstleistungsbereich aus. Laut Economiesuisse zählt die Schweiz ausserdem zu den grössten Investoren in den USA.

USA fünfwichtigsten Exportmarkt für Schweizer Textilien

Die Schweizer Textil- und Bekleidungsbranche exportierte im vergangenen Jahr Textilien im Wert von 64 Millionen Schweizer Franken in die USA. Damit rangieren die Vereinigten Staaten auf Platz fünf der wichtigsten Absatzmärkte für Textilien. Ihr Anteil an den Gesamtexporten beträgt sechs Prozent.

Im Bereich Bekleidung wurden Waren im Wert von 105 Millionen Franken in die USA verkauft – auch hier belegen die USA Rang fünf unter den bedeutendsten Abnehmern. Der Anteil an den Gesamtexporten liegt bei vier Prozent.

Regelbasierte Beziehungen wichtiger denn je

Die Zahlen machen deutlich, wie wichtig die USA für das Geschäft unserer Branche sind. Swiss Textiles fordert deshalb vom Bundesrat, die Beziehungen zu unseren Handelspartnern dringend zu stabilisieren:

  • Der Dialog mit den USA ist auf höchster Ebene weiterzuführen. Die Schweiz muss sich der Zollsätze dringend entledigen oder wenigstens massiv tiefere Abgaben aushandeln.
  • Regelbasierte Beziehungen stehen einmal mehr im Mittelpunkt – allen voran mit der EU. Die Annahme der Bilateralen III ist absolut zentral.
  • Freihandelsabkommen wie mit Indien oder Mercosur müssen ins Zentrum unserer Handelsinteressen rücken und endlich ratifiziert werden.
  • Die Bezugsdauer der Kurzarbeit für Unternehmen soll so schnell wie möglich auf 24 Monate verlängert werden, damit die gefährdeten Arbeitsplätze in der Schweiz bleiben.

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