Der Parlamentarieranlass Soirée Textil stand dieses Jahr ganz im Zeichen von Heimatgefühlen und der Beziehungen mit der EU. Für einmal tauschten sich die Gäste fernab des Bundeshauses aus. Die Modeschau von Designer Laurent Hermann Progin bot ihnen dabei eine willkommene Abwechslung vom Politalltag im grossen Wahljahr.
Wenn die Parlamentarische Gruppe für die Schweizer Textilwirtschat zur jährlichen Soirée Textil ins Bellevue Palace Bern lädt, kommen sie alle: Unternehmer und Unternehmerinnen, Behördenvertreter, Politikerinnen und Politiker jedweder Couleur. Der von Swiss Textiles organisierte Anlass ist inzwischen ein fester Programmpunkt im Kalender der Politik geworden.
So war der Saal nur wenige Schritte vom Bundeshaus eine Kreuzung aus Wandelhalle und Laufsteg. Darauf präsentierte der Schweizer Designer Laurent Hermann Progin dieses Jahr seine Kollektion. Das Motto: «Heimat». Eine Ode an seine Herkunft, dem freiburgischen Tafers. Models in bodenlangen Mänteln aus Militärdecken, Häkeltops, mit Kuhfell überzogene «Holz-Zoggeli» oder «Glarner Tüechli» als frisches Modestatement. Helvetische Folklore neu interpretiert – stylish und abstrakt.
Die Soiree Textil deswegen jedoch als unterhaltssamen Fashion-Anlass abzutun, wäre zu kurz gegriffen. Zwischen Puderdosen und Posen brachte der Branchenverband genauso die Themen auf den Tisch, die dessen Mitglieder umtreibt. Etwa die Kreislaufwirtschaft, die neue EU-Textil-Strategie unter dem Schlagwort «Green Deal», die Personenfreizügigkeit mit der EU und weitere wirtschaftspolitische Herausforderungen ausgelöst durch den Abbruch der Verhandlungen über das Institutionelle Rahmenabkommen.
So machte Präsident Carl Illi in seiner Rede unmissverständlich klar: «Die herrschende Unsicherheit ist Gift für unsere KMU. Der Bundesrat muss zwingend die Verhandlungen mit der EU aufnehmen». Parteidogmen seien abzulegen, Märkte zu öffnen und auf die Schaffenskraft der Unternehmen zu vertrauen. Der gemeinsame Nenner heisse Europa. Seine Worte richtete er dabei genauso an die Bundesverwaltung wie an die anwesenden Gäste aus Wirtschaft und Politik.
Ich finde es toll, dass es diesen Anlass gibt. Man hört aus erster Hand, was die Branche beschäftigt.
Und diese schienen den Appell aufzunehmen: «Ich finde es toll, dass es diesen Anlass gibt. Man hört aus erster Hand, was die Branche beschäftigt», sagte Regine Sauter, FDP-Nationalrätin und Präsidentin der Parlamentarischen Gruppe für die Textilwirtschaft. Man sehe aber auch, wie innovativ und vielseitig die Schweizer Textilwirtschaft sei.
Im Jahr der Gesamterneuerungswahlen wird noch einiges auf die Parlamentarierinnen und Parlamentarier zukommen. Von der Soirée Textil konnten sie bestimmt die eine oder andere Inspiration für ihre Wahlkampagne mit nach Hause nehmen.
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