Björn von der Crone/ az — 16.09.2024

Letzte Woche ging in Usbekistan die dreitägige Konferenz der internationalen Textilmaschinenproduzenten (ITMF) zu Ende. Weshalb es nicht überraschte, dass der Verband ausgerechnet den ehemaligen Ostblockstaat dafür auswählte, wie dieser zu einem wirtschaftlichen «Boomland» wurde und warum Polyester der Baumwolle trotz Nachhaltigkeitsforderungen den Rang abgelaufen hat – Swiss Textiles war vor Ort und fasst die wichtigsten Erkenntnisse für Sie zusammen.

ITMF 2024 in Bildern.

Carlo Centonze 2

Carlo Centonze von HeiQ spricht über die neusten Entwicklungen nachhaltiger Fasern.

Carlo Centonze von HeiQ spricht über die neusten Entwicklungen nachhaltiger Fasern.

Carlo Centonze 5

Carlo Centonze (zweiter v. l.) erhielt für sein Unternehmen HeiQ den Innovation and Sustainability Award der ITMF.

Carlo Centonze (zweiter v. l.) erhielt für sein Unternehmen HeiQ den Innovation and Sustainability Award der ITMF.

Stefan Hutter 3

Stefan Hutter von Säntis Textiles als Schweizer Branchenstimme an der Panneldiskussion.

Stefan Hutter von Säntis Textiles als Schweizer Branchenstimme an der Panneldiskussion.

Shafei Gherzi

Mit dabei: Shafei Gherzi von Gherzi.

Mit dabei: Shafei Gherzi von Gherzi.

Masche

Aufmerksam: Björn von der Crone war für Swiss Textiles vor Ort.

Aufmerksam: Björn von der Crone war für Swiss Textiles vor Ort.

Registan 2

Etwas Sightseeing gehörte ebenfalls dazu: Registan

Etwas Sightseeing gehörte ebenfalls dazu: Registan

Wohl kaum ein Land in Asien hat sich in den vergangenen zehn Jahren wirtschaftlich so stark gewandelt wie Usbekistan. Lange abgekapselt und von China und Russland abhängig, befindet sich der mittelasiatische Ex-Sowjetstaat noch immer mitten einer Transformationsphase. In den letzten Jahren hat er massiv in die Herstellung und Verarbeitung von Baumwolle investiert. Das macht ihn für die Textilbranche besonders attraktiv. Dass der Internationale Verband der Textilmaschinenproduzenten (ITMF) seine Konferenz dieses Jahr im usbekischen Samarkand abhielt, dürfte also kaum überrascht haben.

Textilbezug als roter Faden

Von 7. bis 10. September war die Stadt – als ehemaliger Handelsknoten der Seidenstrasse eng mit der Textilbranche verwoben – Dreh- und Angelpunkt der globalen Textilwelt. Rund 300 Vertreterinnen und Vertreter aus über 40 Ländern diskutierten neuste Branchentrends – die Frage nach den Auswirkungen von Digitalisierung und künstlicher Intelligenz durfte natürlich nicht fehlen – politische Verordnungen der jeweiligen Regionen (EU Textile Strategy oder «Uyghur Forced Labor Prevention Act» der USA) und nachhaltige Alternativen zu den aktuellen Herstellungsmethoden und erdölbasierten Fasern auf dem Markt.

Längst wurde Seide von der Baumwolle abgelöst. Usbekistan nennt sie weisses Gold.

Längst wurde Seide von der Baumwolle abgelöst. Usbekistan nennt sie weisses Gold. Die verarbeiteten Produkte gehören zu den wichtigsten Exportgütern. Dank grosser Investitionen in den letzten Jahren hat sich die Industrie massiv weiterentwickelt.

Die Herstellung der erdölbasierten Faser wächst seit der Jahrtausendwende enorm. Und mit ihr die Kritik und der Druck.

Produktion läuft auf Hochtouren

Allein in den vergangenen fünf Jahren haben sich die Textilexporte verdreifacht. Die Bekleidungsproduktion innerhalb von zehn Jahren gar ver-17facht. Ein Boykottaufruf wegen Kinderarbeit wurde im Frühjahr 2022 wieder aufgehoben, was dem «Boomland» einen zusätzlichen Schub verlieh. All das, noch bevor es überhaupt seine Kapazitäten ausgeschöpft hat.

So unterschiedlich die 40 Teilnehmerländer an der Konferenz auch sein mochten, eines vereinte sie alle.

Und dennoch – den stetig wachsenden Bedarf an weltweiten Textilien vermag Usbekistan nicht zu befriedigen. Denn die Faser der Stunde ist eine andere: Polyester.

Im Vergleich zu Baumwolle ist die industrielle Herstellung von Polyester weitaus effizienter und günstiger. Sie wächst seit der Jahrtausendwende enorm. Und mit ihr die Kritik und der Druck, nachhaltigere Alternativen und bessere Recyclingmethoden zu entwickeln. Zum einen, weil die Herstellung die Umwelt massiv belastet, zum anderen, weil sich das erdölbasierte Polyester biologisch nicht abbauen lässt.

Schweiz aktiv mit dabei

Einige Unternehmen und Start-ups, die weltweit an Lösungen tüfteln, präsentierten ihre Entwicklungen an der Konferenz und Auszeichnungen mit nach Hause nehmen durften. So etwa Swiss-Textiles-Mitglied HeiQ, das den Innovation and Sustainability Award erhielt. Geschäftsführer Carlo Centonze gab den Anwesenden eine kleine Kostprobe seiner neusten Entwicklungen nachhaltiger Fasern. Daneben betraten Stefan Hutter von Säntis Textiles und Karim Shafei von Gherzi die Bühne. Als Branchenvertreter waren sie die Schweizer Stimme an den Paneldiskussionen.

So unterschiedlich die 40 Teilnehmerländer an der Konferenz auch sein mochten, eines vereinte sie alle: Die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen betreffen die gesamte Branche und lassen sich nur gemeinsam angehen.

Als nächstes Gastgeberland präsentiert sich Indonesien: Am 24. Oktober 2025 findet in Yogyakarta die nächste ITMF-Konferenz statt.

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