Man stelle sich vor, man wird zum Familienfest eingeladen und aufgefordert, alte Wäsche zu waschen! So geschehen letzten Freitagabend an der Jubiläumsfeier von Swiss Textiles. Selbstverständlich nur im übertragenen Sinn. Unter dem Motto 150 years of impact lud der Branchenverband seine Mitglieder ein, alte Klischees über die Branche in der eigens dafür gebauten Waschküche des Restaurants Riithalle auszuwaschen. Ob die über 300 Gäste am Ende tatsächlich mit einer reinen Weste nach Hause kehrten, oder ob auch das nur eine Metapher war, war bis Redaktionsschluss nicht bekannt. Hier die schönsten Eindrücke in unserem Videobeitrag und unserer Bildergalerie!
Hätte Swiss Textiles nicht soeben seine Generalversammlung (zur Rede von Carl Illi) abgehalten und wäre nicht das Jubiläumsjahr des Branchenverbandes, man hätte an diesem schwülen Freitagabend auf der Gartenterrasse des Restaurants Riithalle eine Hochzeitsgesellschaft oder Familienfete erwartet.
Vielen Dank, Swiss Textiles, für den super-inspirierenden Abend.
Lange weiss gedeckte Tische unter leuchtenden Lampengirlanden und Sonnenschirmen. An ihnen haben Vertreterinnen und Vertreter der Bundesverwaltung, langjährige Partner und Mitglieder Platz genommen. Über 300 insgesamt.
Am nächsten Tag werden einige von ihnen unter die Bildbeiträge auf Social Media Kommentare hinterlassen wie: «Vielen Dank, Swiss Textiles, für den super-inspirierenden Abend» oder «Herzlichen Dank an das ganze Swiss Textiles Team für den schönen Abend. Viele spannende Gespräche und ein toller Austausch!»
Ein grosses Familienfest, das seine Zusammenkunft unter dem Motto 150 years of impact feiert, beschreibt den Anlass treffend. Die ältere Generation trifft auf die junge. Klassisches Textilhandwerk auf neue Prozesse für hochfunktionale Gewebe für Medizin, Architektur und Verkehr. Die Industrie sitzt mit dem Labor am selben Tisch, Mode neben Nachhaltigkeit und Technologie stösst mit Wirtschaftspolitik auf die seit Jahresbeginn abgeschafften Industriezölle an. Und auf die Zukunft der Branche.
Insofern war das grosse Treffen unter Verwandten letzten Freitag wie jedes andere Familientreffen auch. Bloss ohne den unangenehmen Onkel oder die nervige Cousine, um die man bei solchen Anlässen lieber einen Bogen macht und bei dem die Angehörigen tatsächlich Spass haben.
Textilindustrie? Gibt es die noch?
Jede wachsende Grossfamilie braucht einen geregelten Haushalt und jemanden, der oder die den Fortbestand sicherstellt. «Gemeinsam waschen wir alte Klischees über unsere Branche aus», schrieb Swiss Textiles etwas kryptisch in seiner Einladung an die Mitglieder ein paar Monate zuvor. Was damit gemeint war, erlebten sie schliesslich an der Szenografie der Party, die auf mehrere Räume verteilt war.
Nach dem sogenannten Vergangenheitsgang zu Beginn, den Fahnen mit Aussagen wie «Textilindustrie? Gibt es die noch?» oder «Textilien? Das sind doch Kleider» sowie Kleiderberge seitlich am Boden zierten, führte der Weg weiter durch eine Waschstrasse mit langen bunten Schwimmnudeln. Der in eine Waschküche umgewandelte Hauptbereich anschliessend begrüsste sie mit prallgefüllten Waschmaschinen, bemalten Bügelbrettern samt Bügeleisen sowie bunten Waschmittelflaschen und mit Hosen, Pullis und BH’s behangenen Zeinen über ihren Köpfen.
Nach vorne blicken statt zurück. Zukunftsplanung statt Nostalgie. Die Textil- und Bekleidungsbranche gemeinsam gestalten, statt an überholten Traditionen festhalten. Alte Denkmuster wie eingetrocknete Flecken im Shirt rauslösen. Metaphern, die aufzeigen sollen, was sich der Branchenverband im Jubiläumsjahr und danach auf die Fahne geschrieben hat. Blickte man in die Gesichter der Gäste, schienen auch sie grosse Lust zu verspüren, den Schleudergang in Richtung Zukunft zu starten. Die reine Weste dürften sie nach dem vergangenen Freitagabend bereits haben.
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