Adriana Zilic und Björn von der Crone — 18.06.2024

Swiss Textiles, die Handelskammer Schweiz-Belgien und economiesuisse luden am 12. Juni zur Sustainable Future Convention ins Château de la Hulpe. Auf den Traktanden im Schloss nahe Brüssel stand nicht allein das Thema Kreislaufwirtschaft. Heiss diskutiert wurden auch die neue Textilstrategie der EU und die Wirtschaftsbeziehungen zwischen ihr und der Schweiz. Abkühlung bot der anschliessende Cocktail d’Été.

Das Château de la Hulpe im gleichnamigen Brüsseler Vorort stand am 12. Juni ganz im Zeichen zweier zentraler Themen der Textil- und Bekleidungsbranche: die Kreislaufwirtschaft und der Handel mit der EU. Zumindest oder ganz besonders aus Schweizer Sicht. Der überwiegende Teil der Wirtschaftsverbände steht hinter den Bilateralen, die diese Woche ihr 25-jähriges Bestehen feiern.

Wie kann die Textilbranche in Zukunft nachhaltig werden? Mit dieser Frage beschäftigte sie sich gemeinsam mit der Politik am Mittwochabend. Gemeinsam luden Swiss Textiles, economiesuisse, die Handelskammer Schweiz-Belgien sowie Euratex zur Sustainable Future Convention. Letztere ist der Dachverband der europäischen Textil- und Bekleidungsindustrie.

Das Château de la Hulpe im gleichnamigen Brüsseler Vorort stand am 12. Juni ganz im Zeichen zweier zentraler Themen der Textil- und Bekleidungsbranche.

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François Baur, Leiter des Brüsseler Büros von economiessuisse, begrüsst die Gäste.

François Baur, Leiter des Brüsseler Büros von economiessuisse, begrüsst die Gäste.

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Mit textilem Europa verwoben: Swiss-Textiles-Präsident Carl Illi erinnert die Anwesenden, dass die Schweiz stark in die europäischen Wertschöpfungsketten eingebunden ist.

Mit textilem Europa verwoben: Swiss-Textiles-Präsident Carl Illi erinnert die Anwesenden, dass die Schweiz stark in die europäischen Wertschöpfungsketten eingebunden ist.

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«Wir wollen gegenseitige Anerkennung», fordert Peter Flückiger, Vorsitzender der Geschäftsleitung von Swiss Textiles von der Handelspartnerin EU.

«Wir wollen gegenseitige Anerkennung», fordert Peter Flückiger, Vorsitzender der Geschäftsleitung von Swiss Textiles von der Handelspartnerin EU.

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... Schliesslich sei die Schweiz mit über acht Milliarden Euro der grösste Exportmarkt von Textilien und Kleidern der EU – noch vor UK, der USA und China. Auch das Nachhaltigkeitsniveau in der Schweiz sei mit demjenigen der EU vergleichbar, fügt Flückiger hinzu.

... Schliesslich sei die Schweiz mit über acht Milliarden Euro der grösste Exportmarkt von Textilien und Kleidern der EU – noch vor UK, der USA und China. Auch das Nachhaltigkeitsniveau in der Schweiz sei mit demjenigen der EU vergleichbar, fügt Flückiger hinzu.

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Der scheidende Euratex-Präsident Alberto Paccanelli verlangt, dass vor der Umsetzung der EU-Strategie einige Bedingungen erfüllt sein müssten.

Der scheidende Euratex-Präsident Alberto Paccanelli verlangt, dass vor der Umsetzung der EU-Strategie einige Bedingungen erfüllt sein müssten.

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Giftfreie Membrane, die wasserabweisend und luftdurchlässig sind: Anna Beltzung, Mitbegründerin von Dimpora, stellt ihr Produkt vor.

Giftfreie Membrane, die wasserabweisend und luftdurchlässig sind: Anna Beltzung, Mitbegründerin von Dimpora, stellt ihr Produkt vor.

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Die noble Eingangshalle des Château de la Hulpe.

Die noble Eingangshalle des Château de la Hulpe.

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iCEEP-Gründer Petros Timotheou erklärt glücklich, wie sich sein Rücknahme-Programm für gebrauchte Textilien wie Kleider oder Stoffe direkt in den Online-Shop von Firmen einbauen lässt.

iCEEP-Gründer Petros Timotheou erklärt glücklich, wie sich sein Rücknahme-Programm für gebrauchte Textilien wie Kleider oder Stoffe direkt in den Online-Shop von Firmen einbauen lässt.

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Château de la Hulpe liegt eine halbe Stunde von Belgiens Hauptstadt entfernt.

Château de la Hulpe liegt eine halbe Stunde von Belgiens Hauptstadt entfernt.

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Zum Anwesen des Schlosses gehören auch Parks, Gärten und Alleen.

Zum Anwesen des Schlosses gehören auch Parks, Gärten und Alleen.

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Ein Gruppenfoto für die Erinnerung (v. l.): Euratex-Direktor Dirk Vantyghem, Swiss-Textiles-Präsident Carl Illi, François Baur, Leiter des Brüsseler Büros von economiessuisse, Anna Beltzung von Dimpora, scheidender Euratex-Präsident Alberto Paccanelli, Jozefien Forton von Maison Forton, iCEEP-Gründer Petros Timotheou, Mikael Garellik von der EU-Kommission mi dem Vorsitzenden der GL von Swiss Textiles Peter Flückiger.

Ein Gruppenfoto für die Erinnerung (v. l.): Euratex-Direktor Dirk Vantyghem, Swiss-Textiles-Präsident Carl Illi, François Baur, Leiter des Brüsseler Büros von economiessuisse, Anna Beltzung von Dimpora, scheidender Euratex-Präsident Alberto Paccanelli, Jozefien Forton von Maison Forton, iCEEP-Gründer Petros Timotheou, Mikael Garellik von der EU-Kommission mi dem Vorsitzenden der GL von Swiss Textiles Peter Flückiger.

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Swiss Textiles auf der Terrasse des Schlosses (v.l.n.r.): Silvan Wildhaber, Carl Illi, der St. Galler Regierungsrat Marc Mächler neben Sarah Hauser, Leiterin der Aussenbeziehungen des Kantons St. Gallen, Francois Baur und Peter Flückiger.

Swiss Textiles auf der Terrasse des Schlosses (v.l.n.r.): Silvan Wildhaber, Carl Illi, der St. Galler Regierungsrat Marc Mächler neben Sarah Hauser, Leiterin der Aussenbeziehungen des Kantons St. Gallen, Francois Baur und Peter Flückiger.

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Peter Flückiger und Adriana Zilic von Swiss Textiles mit Mitglied Petros Timotheou von iCeep.

Peter Flückiger und Adriana Zilic von Swiss Textiles mit Mitglied Petros Timotheou von iCeep.

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Auch am anschliessenden Cocktail d’Été sind Kreislaufwirtschaft und die EU Textile Strategy Diskussionsthema.

Auch am anschliessenden Cocktail d’Été sind Kreislaufwirtschaft und die EU Textile Strategy Diskussionsthema.

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Paolo Zegna (l.), Chair of the Board des Mode- und Textilherstellers Ermenegildo Zegna, im Gespräch mit Swiss-Textiles-Präsident Carl Illi.

Paolo Zegna (l.), Chair of the Board des Mode- und Textilherstellers Ermenegildo Zegna, im Gespräch mit Swiss-Textiles-Präsident Carl Illi.

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Zukunft der kreislauffähigen Textilbranche liegt in der Textile Strategy der EU

Der Weg dorthin führt über die EU Textile Strategy. Der sogenannte Green Deal zwingt Unternehmen in der EU und ihre Partner ausserhalb, die verwendeten Rohstoffe, die Kennzeichnung, Produktionsprozesse, Verkauf und Rücknahme sowie Lieferketten zu überarbeiten. Ziel sind mehr Transparenz sowie soziale und ökologische Nachhaltigkeit in der Branche.

Über Umsetzung scheiden sich die Geister

Die Umsetzung ist indes nicht unumstritten. Zwar unterstützt Euratex die Strategie im Grundsatz, wie dessen scheidende Präsident Alberto Paccanelli sowie Direktor Dirk Vantyghem in ihren Präsentationen festhielten. Allerdings müssten zuerst einige Bedingungen erfüllt sein. Andernfalls drohe eine Regulierungswelle über die europäischen Unternehmen hinwegzurollen. Zu den zentralen Forderungen zählen gemäss Euroatex:

  1. Die neuen Richtlinien müssen planbar, realistisch und Rücksicht auf KMU nehmen.
  2. Die EU-Strategie muss global eingebettet und abgestützt sein.
  3. Konsumentinnen und Konsumenten sollen stärker in die Pflicht genommen werden.
  4. Unternehmen brauchen Unterstützung in bei Energie, Bildung und Innovation während der Übergangsphase.

Peter Flückiger

Wir sind nicht einfach Nachbarn der EU, sondern vielmehr Mitbewohner in einer WG.

Mit textilem Europa verwoben

Swiss-Textiles-Präsident Carl Illi erinnerte die Anwesenden derweil, dass die Schweiz obgleich Nicht-Mitglied stark in die europäischen Wertschöpfungsketten eingebunden ist. Und Peter Flückiger, Vorsitzender der Geschäftsleitung, stellte klar: «Wir sind nicht einfach Nachbarn, sondern vielmehr Mitbewohner in einer WG». Schliesslich sei die Schweiz mit über acht Milliarden Euro der grösste Exportmarkt von Textilien und Kleidern der EU – noch vor UK, der USA und China. Auch das Nachhaltigkeitsniveau in der Schweiz sei mit demjenigen der EU vergleichbar. «Wir wollen gegenseitige Anerkennung», erklärte er.

Peter Flückiger

Die Schweiz braucht die Bilateralen lll dringend.

Bilaterale Weg für die Schweiz zentral

Anlässlich des 150-jährigen Jubiläums seines Verbandes nutzte er das Treffen zudem, um dessen Haltung gegenüber dem bilateralen Weg zu betonen: «Wir wollen mit der europäischen Textilbranche zusammenarbeiten. Ohne Handelshemmnisse und Protektionismus». Grenzüberschreitender Personenverkehr und grenzüberschreitende Forschung seien die Grundlage dafür. Herausforderungen liessen sich nur gemeinsam meistern. «Die Schweiz braucht die Bilateralen lll dringend», rief er in Erinnerung.

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Eure Textilstrategie richtet sich an uns. Also arbeitet mit uns zusammen, wenn ihr sie umsetzt.

Startups, die an der Zukunft arbeiten

Die Pitches dreier Schweizer und Belgischer Startups zeigten anschliessend, dass findige Köpfe heute schon an Lösungen für eine nachhaltigere Zukunft tüfteln.

Anna Beltzung, Mitbegründerin von Dimpora, stellte ihre giftfreie Membrane für Outdoor-Bekleidungen vor. Sie hat dieselben Eigenschaften wie herkömmliche wasserabweisende und atmungsaktive Gewebe. Da sie keine PFAS oder andere toxische Chemikalien enthält, gilt die Membrane aber als umweltfreundliche Alternative zu den Geweben, die die Industrie bislang einsetzt.

Verkauf und Rückgabe in einem

iCEEP-Gründer Petros Timotheou machte vor, wie sich sein Rücknahme-Programm für gebrauchte Textilien wie Kleider oder Stoffe direkt in den Online-Shop einbauen lässt. Die IT-Lösung verspricht Sale und Return in einem Guss: Sie wird in den E-Commerce-Bereich des Verkäufers implementiert und von Anfang an zum Bestandteil des Verkaufsprozesses. Ob zum Reparieren, Upcyclen, Recyclen oder zur möglichst umweltschonenden Entsorgung.

Mit welchen gesetzlichen und politischen Herausforderungen es Startups wie ihres zu tun haben, erklärte Jozefien Forton von Maison Forton. Ihr belgisches Unternehmen produziert hochwertige Teppiche aus wiederverwendeten Abfallprodukten und forderte von der Politik klare Rahmenbedingungen: «Technologie und Ideen sind vorhanden.»

Château de la Hulpe als Treffpunkt von Politik und Industrie

Die Branche liess es sich nicht nehmen, das Treffen im Schloss auch als Plattform für ihre Forderungen an die Politik zu nutzen. Die Startups erinnerten die Vertreterinnen und Vertretern der Schweizer Mission und der europäischen Kommission: Eure Textilstrategie richtet sich an uns. Also arbeitet mit uns zusammen, wenn ihr sie umsetzt. Und vor allem: Bezieht die Zulieferer im Ausland in die Diskussion mit ein!

Ende 2024 schon so weit

Die EU-Textilstrategie hat eine ganze Reihe von Neuerarbeitungen oder Überarbeitungen von insgesamt 16 Regulierungen ausgelöst. Diese sind alle unterschiedlich weit im Prozess fortgeschritten. Ein Teil davon wird schon bis Ende dieses Jahres konkret: Die Regierungen von EU-Mitgliedstaaten werden diese final verabschieden und innerhalb der nächsten zwei Jahre umsetzen müssen. Mit der neuen Textilstrategie soll auch ein digitaler Produktepass, eine neue Abfallverordnung und neue Regeln zum Textillabelling eingeführt werden. Über letztere herrscht indes Uneinigkeit in der Branche.

Uneinigkeit bei künftigem Textillabelling

Im Zentrum dieser Gesetzesmassnahmen stehen Bekleidungs- und Heimtextilien. Über die Chemikalienregulierungen sind auch technische Textilien betroffen.

Die Diskussionen um neue Gesetze, Textilien und deren nachhaltige Zukunft verschoben sich nach dem formellen zum genussvollen Teil ins Freie. François Baur, Leiter des Brüsseler Büros von economiessuisse, und Philippe Kenel, Präsident der Handelskammer Schweiz-Belgien-Luxemburg luden zum gemeinsamen Cocktail d’Été. Spätestens hier draussen auf der Terrasse des weitläufigen Anwesens mit seinen Parks und Alleen schienen die Gäste einer Meinung zu sein: Die Kulisse war bezaubernd.

Was die Bilateralen für die Branche in der Schweiz bedeuten

  • Jährlich gehen 70 Prozent der Textil- und Bekleidungsexporte im Wert etwa 3.5 Milliarden Franken zollfrei in die EU. Andere Märkte erheben teilweise 5-10% Zoll.
  • Umgekehrt gehört die Schweiz zum grössten Exportmarkt von Textilien und Kleidern der EU – noch vor UK, der USA und China.
  • Das verarbeitende Gewerbe beschäftigt rund 7’500 Personen in der EU. Rund ein Viertel der Arbeitskräfte in der Schweiz ist EU-Bürgerin und -Bürger.

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