Gestern hat ein weiterer Schweizer Textilbetrieb, die Schoeller Textil AG in Sevelen, das Konsultationsverfahren eingeleitet. Er plant, voraussichtlich gegen Ende 2025 den Produktionsbetrieb in der Schweiz einzustellen. Rund 170 Arbeitsplätze sind betroffen. Swiss Textiles nimmt dies mit grossem Bedauern und Sorge zur Kenntnis.
In den letzten zwölf Monaten haben diverse Betriebe der Textilindustrie ihre Produktion aufgeben oder einen Stellenabbau ankündigen müssen. Die Wege in der Schweiz sind kurz, die textile Wertschöpfungskette auf viele verschiedene Firmen aufgeteilt. Plant eine Firma ihre Geschäftstätigkeit am Standort Schweiz aufzugeben, hat das nicht selten Konsequenzen für andere, vor- oder nachgelagerte Betriebe in der textilen Kette.
In den letzten Monaten kumulierten sich strukturelle und konjunkturelle Probleme:
Damit nicht noch weitere Arbeitsplätze verschwinden, fordert Swiss Textiles vor allem politisch gute Rahmenbedingungen:
Schreitet die Deindustrialisierung aber weiter voran, werden in Zukunft Innovationen zunehmend schwierig.
Die Textilbranche verschwindet nicht, sondern sie hat sich massiv verändert und wird sich weiter verändern. Am Standort Schweiz erfolgt die Wertschöpfung zunehmend durch Forschung, Entwicklung, Design, Logistik. Es werden nur noch absolute Spezialitäten etwa für die Medizinaltechnik oder die Transportbranche oder aber Muster hergestellt. Die industrielle Produktion im grossen Stil erfolgt nicht mehr in der Schweiz. Gerade auch bei Spezialitäten zeigt sich vor allem in den letzten Jahren, dass die ausländische Konkurrenz massiv aufgeholt hat und Schweizer Firmen unter Druck geraten (siehe Ursachen).
«Heute steht die Schweizer Textilbranche in der Forschung- und Entwicklung gut da. Das zeigt sich auch exemplarisch an den vielen Forschungsprojekten, die gestern am Innovation Day 2024 gezeigt wurden. Schreitet die Deindustrialisierung aber weiter voran, werden in Zukunft Innovationen zunehmend schwierig», so Flückiger.
Verändert hat sich auch die Zusammensetzung der Mitglieder von Swiss Textiles. Trotz schwieriger wirtschaftlicher Situation ist der Verband die letzten beiden Jahre um rund je 10 Prozent und damit so stark gewachsen wie noch nie. Die über 20 neuen Mitglieder pro Jahr sind Firmen, die neue Fasern oder Methoden zum Recycling entwickeln oder Brands, die in der Schweiz das Design und die Logistik steuern, aber im Ausland produzieren lassen. Beispiele sind das Kooperationsprojekt von Säntis Textil AG mit Tell-Tex AG für den Aufbau eines Recyclinghubs in der Schweiz, ETH Startup Labwear Studios für effiziente Produktion, Climatex AG mit einem innovativen Technologiekonzept für Trennbare Materialien usw.
Swiss Textiles feiert dieses Jahr sein 150-jähriges Jubiläum. Wie kaum eine andere Branche hat sich die Textilbranche verändert und wird sich weiter verändern. «Als Branchenverband werden wir uns weiterhin für die Interessen aller unserer Mitglieder einsetzen und sie aktiv in diesem Wandel begleiten», versichert Flückiger.
Vorsitzender der Geschäftsleitung
T: +41 44 289 79 31
peter.flueckiger@swisstextiles.ch
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