Luxusfashion und Sportbekleidung sind auch in Krisenzeiten beliebt. Dagegen verzichten Konsumentinnen und Konsumenten auf herkömmliche Kleidung, Schuhe sowie Heimtextilien, wenn sie den Gürtel enger schnallen müssen. Die grossen Handelsmärkte USA, China und Europa stehen derweil vor unterschiedlichen Herausforderungen, was 2023 betrifft. Dies und weitere Erkenntnisse aus dem neusten Bericht von McKinsey «State of Fashion».
Im neusten Bericht State of Fashion von McKinsey analysiert der Unternehmensberater zum siebten Mal den aktuellen Zustand der weltweiten Textil- und Bekleidungsbranche. Anfang Februar fand gemeinsam mit Swiss Textiles ein Webinar mit einem Experten der Studie sowie anschliessender Fragerunde statt. Swiss Textiles fasst die wichtigsten Erkenntnisse der Studie sowie die Trends für 2023 nachfolgend zusammen.
Ausgewertet wurden sowohl die Fashionunternehmen im Luxus- als auch im Nicht-Luxussektor. Ins Gewicht fielen ein verändertes Konsum- und Einkaufsverhalten, der Inflationsdruck, Lieferengpässe, eine unsichere Energieversorgung sowie der Ukraine-Krieg.
Das Positive vorweg: Viele Player der Industrie stehen aktuell besser da als noch vor einem Jahr. Die Umsatzzahlen sind dem Bericht zufolge zwischen 2020 und 2021 um einen Fünftel gewachsen.
Wir erinnern uns, das Jahr 2021 verlief rosig. Ebenso das erste Halbjahr von 2022. Die Konsumentinnen und Konsumenten kauften vor allem online kräftig ein, was wohl einem Aufholeffekt nach Covid-19 zuzuschreiben ist. Dann verschlechterten sich die Aussichten aufgrund des Ukraine-Konflikts, einer drohenden Energiekrise und der Inflation. Es folgte ein trübes zweites Halbjahr 2022.
Es überrascht daher wenig, dass für 2023 weltweit mit einem weitaus geringeren Wachstum der Textilindustrie gerechnet wird, wobei der Luxusbereich als Zugpferd gilt: Hier geht man in Europa und in den USA von einer marginalen Steigerung von bis zu acht, respektive zehn Prozent, aus, während es in China bis zu 14 Prozent sein dürften.
Im Nicht-Luxusbereich wird Europa allerdings einen Rückgang von vier Prozent vorausgesagt. Während Firmen in den USA und in China noch um sechs, respektive um sieben Prozent, wachsen sollen.
Die schwächeren Leistungen auf dem europäischen Markt begründet McKinsey mit den Währungsschwankungen sowie den geopolitischen Verwerfungen in der Ukraine und den damit verbundenen hohen Energiepreisen. Diese setzen Europa unter stärkeren Druck als die USA und China. Letztere sieht sich mit weiteren Ausbrüchen von Covid-19, der Immobilienkrise sowie mit extremen Wetterereignissen in ganz Asien konfrontiert.
Die Inflation dürfte derweil alle globalen Märkte beuteln. Die Käuferinnen und Käufer halten sich zurück und die Preise für wichtige Rohstoffe in der Textilindustrie steigen weiter. Baumwolle und Kaschmir etwa sind Jahr für Jahr um 45 Prozent, respektive um 30 Prozent, teurer geworden.
Zu den Märkten mit dem grössten Wachstumspotenzial gehört laut Umfragen von McKinsey der Mittlere Osten. Über die Hälfte erachtet ihn als vielversprechend. Gefolgt von den USA mit 39 Prozent, Indien mit 35 Prozent, China 32 Prozent sowie Westeuropa mit 20 Prozent.
1. Geopolitische Ereignisse und regionale Abhängigkeiten
2. Konsumentinnen und Konsumenten achten stärker darauf, wofür sie ihr Geld ausgeben
3. Ganzheitliches Einkaufserlebnis
Zurückhaltende Konsumentinnen und Konsumenten, Energiekrise in Europa und ein verlangsamtes Wachstum in China. Die Textilbranche – wie viele andere auch – hat es in der Tat nicht einfach. Doch es besteht auch Hoffnung. Sie heissen wohlüberlegte Strategien, Agilität und jede Menge Kreativität.
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