Björn von der Crone/ Adriana Zilic — 11.03.2024

Nach 16 Jahren unter Dach und Fach: Das Freihandelsabkommen mit Indien kam am Sonntag endlich zustande. Die Wirtschaftsminister von Island, Liechtenstein, Norwegen und der Schweiz haben es in Delhi unterzeichnet. Es soll ihren Industrieprodukten den zollfreien Zugang zum indischen Markt ermöglichen.

2008 nahmen die Verhandlungen erstmals ihren Lauf – nun ist das sogenannte Trade and Economic Partnership Agreement (TEPA) zwischen Indien und den EFTA-Staaten endlich in trockenen Tüchern. Zur europäischen Freihandelsassoziation zählen Island, Liechtenstein, Norwegen sowie die Schweiz.

Mit dem Freihandelsabkommen entfällt ein Grossteil der Importzölle auf Industrieprodukte aus der Schweiz. Dies entweder sofort oder mit Übergangsfristen. Indien gilt als protektionistisches Land und erhob auf die meisten Güter bisher sehr hohe Importzölle. Mit etwa 1.4 Milliarden Einwohnern ist es nicht nur das bevölkerungsreichste Land der Welt, sondern auch ein überaus attraktiver Markt.

Vorsprung gegenüber Europäischer Konkurrenz

Gerade im Hinblick auf die Konkurrenz aus Grossbritannien und der EU, deren Regierungen ebenfalls mit dem Schwellenland verhandeln, bedeutet die Unterzeichnung am letzten Sonntag einen Vorsprung für die Unternehmen in den involvierten Staaten.

Indien wiederum darf sich infolge seiner wirtschaftlichen Öffnung in den nächsten 15 Jahren über ausländische Investitionen freuen. Rund 100 Milliarden Dollar sollen diese umfassen – inklusive 100 Millionen neuer Arbeitsplätze.

Die Parteien haben ihre Verhandlungen in den vergangenen Monaten nach einer mehrjährigen Pause intensiviert. Grund dafür sind unter anderem die anstehenden Wahlen im BRICS-Staat Indien. Einerseits will die Regierung die Unterzeichnung als Erfolg für sich verbuchen. Andererseits droht eine Blockade, bis eine neue Regierung zustande kommt. Langfristig will es eine ernstzunehmende Alternative zu China werden.

Wettbewerbsvorteil für Textilien und Bekleidung

Die Zölle auf Textilien und Bekleidung werden mehrheitlich direkt nach Inkraftsetzung abgebaut. 2023 gehörte Indien in Sachen Handel mit Textilien und Bekleidung zu den Top 10 der wichtigsten Schweizer Partner. Zwar importiert die Schweiz viel mehr aus Indien als umgekehrt. Trotzdem sind die Exporte, allen voran Textilien mit 10 Mio. CHF, nicht zu unterschätzen. Das Abkommen dürfte diesen Gütern einen weiteren Schub verleihen.

Bund rechnet 2025 mit Ratifizierung

Swiss Textiles freut das Abkommen besonders. Der Branchenverband stand in den vergangenen Monaten in engem Kontakt mit dem indischen Textilverband CITI und machte sich gemeinsam mit anderen Wirtschaftsverbänden für den Abschluss der Verhandlungen stark.

Jetzt liegt der Ball bei den Parlamenten, die das TEPA noch ratifizieren müssen. Gemäss Planung des Bundes soll dies spätestens 2025 der Fall sein.

Bei Fragen

Björn von der Crone

Björn von der Crone

Swiss Textiles
Wirtschaftspolitik, Marktzugang
T: 044 289 79 01
bjoern.vondercrone@swisstextiles.ch

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