Im neusten Konjunkturbericht von Swiss Textiles beurteilen die Unternehmen der Textil- und Bekleidungsbranche die Lage weiterhin als anspruchsvoll. Die US-Zölle zeigen erstmals spürbare Effekte, während die jüngst angekündigten Zollsenkungen in den aktuellen Ergebnissen noch nicht enthalten sind. Auch die wichtigste Handelspartnerin, die EU, bleibt wirtschaftlich geschwächt. Einzig der asiatische Markt entwickelt sich positiv und bietet einen kleinen Lichtblick.
Der Handel hat die im August eingeführten US-Zölle von 39 Prozent deutlich zu spüren bekommen, wie die aktuellen Zahlen zeigen. Je nach Produktsparte brachen die Exporte im August und September im Vergleich zum Vorjahr um bis zu 80 Prozent ein.
Der nun verkündete Deal kommt zur rechten Zeit.
Im gesamten Textilbereich sanken die Ausfuhren in die USA im September um knapp 43 Prozent – ein harter Schlag für die Branche. Der nun verkündete Deal kommt daher zur rechten Zeit.
Der Bekleidungssektor ging weniger stark zurück, weil viele Stücke im Ausland konfektioniert werden und damit einem anderen Zollsatz unterstehen. Der Detailhandel scheint sich unterdessen wieder etwas zu entspannen.
Verarbeitende Industrie: leichte Erholung auf tiefem Niveau
Nach einem schwachen Sommer zeichnet sich in der verarbeitenden Industrie eine leichte Stabilisierung ab – wenn auch auf tiefem Niveau. Ihre Kapazität ist zu 76,1 Prozent ausgelastet, womit sie sich langsam der Gesamtindustrie annähert. Auch die Geschäftslage wird besser eingeschätzt als noch vor drei Monaten. Dennoch bleibt der Saldo negativ. Das passt zum aktuellen Auftragsbestand, den eine klare Mehrheit als zu tief einstuft.
Grosshandel: Nachfrage bleibt schwach
Im textilen Grosshandel ist die Nachfrage zur Jahresmitte erneut deutlich eingebrochen. Im dritten Quartal zeigt die Entwicklung zwar leicht nach oben, der Saldo bleibt aber im roten Bereich. Das spiegelt sich auch in der aktuellen Geschäftslage, die mit einem Saldo von minus 73 Punkten weiterhin sehr schlecht ausfällt.
Detailhandel: verhaltene Besserung
Auch der Bekleidungsdetailhandel hatte einen schwierigen Sommer. Die Geschäftslage im dritten Quartal bleibt negativ. Im Jahresvergleich liegt der Saldo jedoch über dem Durchschnitt – ein verhalten positives Zeichen.
Die Geschäftslage stellt den konjunkturellen Gesamtzustand des Unternehmens dar. Die Testteilnehmenden beantworten die Frage: «Wir beurteilen die Geschäftslage zurzeit insgesamt als gut, befriedigend, schlecht.» Die unten erwähnten Erwartungen der Unternehmen basieren auf verschiedenen Fragestellungen zu erwarteter Geschäftslage, Auftragslage oder Umsätzen in den kommenden drei bis sechs Monaten. Auch hier gibt es drei Antwortmöglichkeiten («besser», «neutral» und «schlechter»). Aufgrund der leicht variierenden Fragestellungen zwischen den Sektoren ist ein direkter Vergleich zwischen den Sektoren teilweise ungenau. Die Grafik zeigt jedoch die Tendenzen in den kommenden Monaten, welche bei einer Einschätzung helfen.
Für die zwei Indikatoren wird der saisonbereinigte Saldo aus positiven und negativen Antworten ausgewiesen. Dieser gibt die Tendenz der Entwicklung wieder. In der Praxis zeigen die Saldi eine hohe Korrelation mit den tatsächlichen Wachstumsraten der Realindikatoren. Die Angaben der positiven und negativen Antworten (Prozentzahlen im Text) sind nicht saisonbereinigt. (Quelle: KOF ETHZ)
Die jüngsten Handelszahlen führen vor Augen, wie anspruchsvoll die wirtschaftliche Lage bleibt. Im Textil- wie im Bekleidungsbereich sind die Ausfuhren gegenüber dem Vorjahresquartal rückläufig. Besonders deutlich ist die Abnahme bei Textilien mit über zehn Prozent. Auf der Importseite zeigt sich dagegen ein leicht positiver Trend: Beide Warengruppen legten um mehr als zwei Prozent zu.
Diese Entwicklung gewinnt durch das seit Oktober geltende indische Freihandelsabkommen zusätzlich an Bedeutung.
Importe: Heimtextilien als Treiber
Mit Ausnahme von Geweben und Gewirken nahmen die Textilimporte in allen Warengruppen zu. Am stärksten wuchsen Heimtextilien mit einem Plus von vier Prozent. Die beiden wichtigsten Herkunftsländer China und Deutschland verzeichneten beide Zunahmen, wenn auch Deutschland nur minimal. Das sind erste positive Signale.
China bleibt auch im Exportgeschäft ein Wachstumsmarkt. Indien zählt ebenfalls zu den wenigen Ländern mit steigenden Textilexporten; im September nahmen die Ausfuhren markant um 165 Prozent zu. Diese Entwicklung gewinnt durch das seit Oktober geltende Freihandelsabkommen zusätzlich an Bedeutung.
Dies weist erneut auf einen kräftigen Schub der chinesischen Onlinemärkte hin.
Bekleidung: wachsende Importe, rückläufige Exporte
Im Bekleidungssegment stiegen die Importe um 2,3 Prozent, während die Exporte um 3,4 Prozent abnahmen. Den Importzuwachs treibt vor allem China. Auffällig ist die grosse Diskrepanz zwischen Wert und Menge: Während der Warenwert im dritten Quartal um knapp 36 Prozent zunahm, wuchs die importierte Menge um 145 Prozent. Dies weist erneut auf einen kräftigen Schub der chinesischen Onlinemärkte hin.
Der Handel mit der EU bleibt hingegen rückläufig; nach Abzug der Rückwaren sanken die Exporte um rund 12 Prozent.
USA: die Folgen der Zölle deutlich spürbar
Die Auswirkungen der US-Zusatzzölle von 39 Prozent von Anfang August zeigten sich anhand der ersten beiden Monate: Die Textilexporte brachen klar ein, besonders bei technischen Textilien und Geweben.
Im Bekleidungsbereich hingegen lagen die Exporte im September 30 Prozent über dem Vorjahreswert. Im August sind sie noch sieben Prozent gesunken.
Ein Grund dürfte in den unterschiedlichen Zollsätzen liegen. Textilien – insbesondere spezialisierte technische Produkte – stammen aus Schweizer Produktion und unterliegen höheren Zöllen. Bekleidung wird hingegen meist im Ausland konfektioniert, was zu tieferen Zollbelastungen führt.
Der Arbeitsmarkt präsentiert sich robuster als erwartet.
Der Arbeitsmarkt präsentiert sich robuster als erwartet. Besonders in der verarbeitenden Industrie gab es weniger arbeitslose Personen als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote liegt zwar weiterhin über dem Vorjahreswert, doch nachdem sie über die Sommermonate angestiegen ist, stabilisierte sie sich im September leicht.
Grosshandel: unterschiedliche Entwicklungen
Die Lage im Grosshandel ist zweigeteilt. Während der textile Grosshandel auf ähnlichem Niveau wie die verarbeitende Industrie ist, liegt die Arbeitslosenquote des Bekleidungsgrosshandels mit 5,1 Prozent deutlich über den Werten der vergangenen Monaten. Die Branche übersteigt in allen Bereichen die allgemeine Arbeitslosenquote von 2,8 Prozent im September.
Steigende Quoten erwartet
Im textilen Grosshandel wie auch in der verarbeitenden Industrie dürfte die Arbeitslosenquote in den kommenden Monaten weiter steigen, da beide Sektoren von einer rückläufigen Beschäftigtenzahl ausgehen.
Einzig im Bekleidungsdetailhandel fällt die Einschätzung etwas positiver aus: Mit einem Saldo von knapp fünf Punkten geht er von einer stabilen Beschäftigtenzahl aus.
Die Exportaussichten bleiben verhalten, ebenso die erwarteten Bestellungen für die kommenden drei Monate.
Der Bekleidungsdetailhandel ist der einzige der drei Sektoren, der leicht positiv gestimmt ist. Eine knappe Mehrheit geht von besseren Monaten aus. Er schätzt die Lage damit ähnlich ein wie die Schweizer Gesamtwirtschaft.
Der textile Grosshandel und die verarbeitende Industrie weisen einen kleinen Negativsaldo und beurteilen die Situation dagegen zurückhaltender.
Industrie: stabile Preise, gedämpfte Erwartungen
Auch die verarbeitende Industrie rechnet nicht mehr mit steigenden Preisen, sondern mit einer Stabilisierung. Die Exportaussichten bleiben verhalten, ebenso die erwarteten Bestellungen für die kommenden drei Monate.
Während der Grosshandel seine Erwartungen im Vergleich zum Vorquartal kaum anpasst, geht die verarbeitende Industrie von leicht abnehmenden Bestellungen und Exporten aus. Daraus ergibt sich ein Negativsaldo von sechs Punkten.
Die Wirtschaft braucht bessere Bedingungen
Die Schweizer Textil- und Bekleidungsbranche bleibt stark gefordert. Die Nachfrage ging in der EU wie auch in den USA teils deutlich zurück, was viele Unternehmen spürbar belastet. Etwas freundlicher zeigen sich einzig der Bekleidungsdetailhandel sowie einzelne Entwicklungen in Asien.
Vor diesem Hintergrund müssen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verbessert werden:
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