Björn von der Crone / az — 28.05.2025

Im neusten Konjunkturbericht von Swiss Textiles beurteilen die Unternehmen der Schweizer Textil- und Bekleidungsbranche die Lage mehrheitlich als neutral. Allgemein herrscht Verunsicherung – insbesondere aufgrund der unklaren globalen Zollsituation. Erfreulich entwickeln sich hingegen die Handelszahlen: Mit einer Ausnahme legten sämtliche Bereiche zu. Der Ausblick bleibt jedoch gedämpft – eine Folge der weiterhin volatilen Weltwirtschaft.

Was bedeutet Donald Trumps Zollpolitik für Impact Acoustic? CEO Sven Erni spricht mit Swiss Textiles über Handelshemnisse, China und die USA – und weshalb er der aktuellen Lage trotzdem etwas Positives abgewinnen kann.

Nach einem positiven Jahresauftakt hat sich die Stimmung sowohl in der Branche als auch in der Schweizer Gesamtwirtschaft im ersten Quartal eingetrübt. Allerdings ist die US-Zollpolitik noch nicht vollständig in die Bewertungen eingeflossen, da ein Teil der Umfragen bereits Anfang April abgeschlossen war. Es zeichnen sich erste Negativtrends ab, die sich in den kommenden Monaten voraussichtlich weiter verstärken.

Auch in der verarbeitenden Industrie erwartet man keine steigenden Preise mehr, sondern eine Stabilisierung.

Verarbeitende Industrie

Nach den starken Schwankungen im Vorjahr hat die verarbeitende Industrie ihr Geschäftsjahr mit Skepsis wieder aufgenommen. Die befragten Firmen schätzen ihre Lage mehrheitlich neutral ein. Der Auftragsbestand verbesserte sich gegenüber dem Jahreswechsel zwar und lag erstmals seit einem Jahr über dem Saldo der Gesamtindustrie. Dennoch stuft die Mehrheit der Unternehmen das Auftragsvolumen weiterhin als zu gering ein. Besorgniserregend ist vor allem die durchschnittliche Auslastung der vergangenen drei Monate – sie fiel erstmals seit der Pandemie unter 75 Prozent.

Grosshandel

Die Einschätzung des textilen Grosshandels erholt sich weiter vom Einbruch im Vorjahr und nähert sich der Nullgrenze sowie der Bewertung des Gesamtgrosshandels an – trotz leicht gesunkener Nachfrage im ersten Quartal. Auch der Gesamtgrosshandel nahm leicht ab: Sein Saldo lag bei –16 Punkten, der textile Grosshandel mit –20 Punkten etwas darunter.

Detailhandel

Während der Bekleidungsdetailhandel zum Jahreswechsel noch positiv Signale gab, kühlte sich die Stimmung bis Quartalsende deutlich ab. Der Saldo der Einschätzung lag bei –20 Punkten und damit klar unter jenem des gesamten Detailhandels. Dieser beurteilte die Lage als neutral. Hauptursache für die negative Erwartung war der deutlich rückläufige Gesamtumsatz der vergangenen drei Monate.

Geschaeftslage Saldo Fruehling 2025
Das Interesse der EU an Schweizer Textilien – weiterhin wichtigster Absatzmarkt – geht leicht zurück. Immerhin importierte sie mehr Bekleidung als im Vorjahr.

Aussenhandel – einzelne Märkte im Fokus

Während die Textilimporte im neuen Jahr leicht zunahmen, gingen die Ausfuhren zurück. Besonders betroffen sind die drei wichtigsten Exportgruppen – Garne, Gewebe und Gewirke sowie technische Textilien –, die unter einem nachlassenden Interesse leiden. Die Gründe liegen mitunter in den rückläufigen Bestellungen aus China, dem Mittleren Osten und den USA.

Im Gegensatz dazu bleiben Ein- und Ausfuhren von Bekleidung klar im Plus. Paradoxerweise wachsen genau diese drei Märkte merklich in diesem Bereich.

Der Bedarf der EU an Schweizer Textilien – weiterhin wichtigster Absatzmarkt – geht leicht zurück. Immerhin importierte sie mehr Bekleidung als im Vorjahr.

Das starke Wachstum in den USA dürfte bald an seine Grenzen stossen: Während die Bekleidungsexporte im Januar noch um 50 Prozent zulegten, haben sie sich im März mit 22 Prozent mehr als halbiert. Auch die Textilexporte nahmen ab. Die anhaltenden Zolldiskussionen dürften die Negativentwicklungen zusätzlich verstärken.

Ähnlich volatil bleibt der Handel mit China: Gerade die Textilimporte schwankten in den ersten drei Monaten deutlich.

Exporte und Importe nach Warengruppen Fruehling 2025
Importe und Exporte nach Wirtschaftsraum Fruehling 2025

Lage auf dem Arbeitsmarkt

Die Arbeitslosenquote in der verarbeitenden Industrie stieg gegenüber dem Vorjahr abermals an und lag im März 2025 bei 3,4 Prozent. Damit bewegt sie sich auf dem gleichen Niveau wie der textile Grosshandel, dessen Quote mit 3,3 Prozent stabil blieb. Beide Werte liegen leicht über der nationalen Quote von 2,9 Prozent.

In den kommenden Monaten dürfte die Arbeitslosigkeit insbesondere im Grosshandel sinken, da die Mehrheit der befragten Unternehmen mit einem Beschäftigungsanstieg rechnet. Zurückhaltender zeigen sich der Bekleidungsdetailhandel sowie die verarbeitende Industrie. Beide gehen von einem minimen Rückgang der Beschäftigtenzahlen aus.

Lage Arbeitsmarkt Fruehling 2025
Umso wichtiger ist es, die Rahmenbedingungen konsequent zu verbessern und Handelsbarrieren abzubauen – wo immer möglich.

Ausblick und Erwartungen

Während die Erwartungen der verarbeitenden Textilindustrie, des Bekleidungsdetailhandels und der Gesamtwirtschaft eher verhalten sind, rechnet die Mehrheit der Unternehmen im textilen Grosshandel mit wachsender Nachfrage. Eine Einschätzung, die sich auch mit dem erwarteten Beschäftigungszuwachs deckt. Zugleich geht eine knappe Mehrheit der Befragten von sinkenden Verkaufspreisen aus.

Auch in der verarbeitenden Industrie geht man nicht mehr von steigenden Preise aus, sondern von einer Stabilisierung. Die Exportaussichten bleiben gedämpft, ebenso die erwarteten Bestellungen für die kommenden drei Monate.

Der Bekleidungsdetailhandel zeigt sich ähnlich skeptisch: Zwar wird mit leicht steigenden Umsätzen gerechnet, doch bleibt der Ausblick insgesamt vorsichtig. Eine kleine Mehrheit der Unternehmen rechnet sogar mit einem leichten Rückgang der Beschäftigtenzahl – nicht zuletzt aufgrund des anhaltenden Wachstums asiatischer Onlinemärkte.

Erwartete Entwicklung kommende Monate Saldo Fruehling 2025

Drohender Zollkrieg schadet der Wirtschaft

Die von den USA am 2. April angekündigten Zölle sind in den Umfragen nur teilweise berücksichtigt. Dennoch haben bereits die ersten beiden Monate seit dem Amtsantritt von Donald Trump viele Handelsmärkte erheblich verunsichert.

Die zahlreichen Richtungswechsel in der US-Zollpolitik und ein drohender Handelskonflikt mit China dürften diese Ungewissheit weiter verstärken. Auch exportorientierte Branchen wie unsere Schweizer Textil- und Bekleidungsindustrie macht die Lage zu schaffen.

Umso wichtiger ist es, die Rahmenbedingungen konsequent zu verbessern und Handelsbarrieren abzubauen – wo immer möglich. Die Verhandlungen zu den Bilateralen III sind eine zentrale Grundlage. Gleichzeitig muss der Bundesrat die Verhandlungen über das Freihandelsabkommen mit Mercosur rasch abschliessen sowie die Abkommen mit Indien und Thailand ratifizieren.

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