Björn Von der Crone, az — 08.07.2025

Die Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU stehen mit dem Vertragspaket der Bilateralen III an einem Wendepunkt. Nach der Veröffentlichung durch den Bundesrat am 13. Juni hat es Swiss Textiles aus Sicht der Mitgliedsunternehmen geprüft und kommt zu einem klaren Schluss: Die Textil- und Bekleidungsbranche gewinnt deutlich. Der Vorstand steht geschlossen hinter dem Abkommen.

Die Schweizer Textil- und Bekleidungsindustrie ist eng mit dem europäischen Markt verbunden. Rund zwei Drittel der jährlich importierten und exportierten Textilien und Kleidung entfallen auf die EU. Sie ist damit die mit Abstand wichtigste Handelspartnerin der Branche. Forschung, Entwicklung, Produktion, Vertrieb und Recycling eines textilen Produkts finden oft grenzüberschreitend statt. Die Wertschöpfung kennt keine Grenzen.

Carl Illi

Der Werkplatz Schweiz und insbesondere unsere Branche haben nur eine Zukunft, wenn wir den bilateralen Weg weitergehen.

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Carl Illi, Präsident Swiss Textiles

«Zukunft nur mit dem bilateralen Weg»

Seit Jahrzehnten bilden die bilateralen Abkommen das Rückgrat der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit der EU – und damit auch der Textilbranche. Carl Illi, Präsident von Swiss Textiles, bringt es auf den Punkt: «Der Werkplatz Schweiz und insbesondere unsere Branche haben nur eine Zukunft, wenn wir den bilateralen Weg weitergehen.» Zentral sei der gesicherte Zugang zum EU-Binnenmarkt. Er ermögliche den Unternehmen, wettbewerbsfähig zu bleiben.

Mit dem vorliegenden Paket der Bilateralen III bietet sich die Chance, die Beziehungen zur EU langfristig zu festigen und weiterzuentwickeln. Fünf Gründe, weshalb Swiss Textiles das Abkommen geschlossen unterstützt:

  • Zugang zu Forschung sichert Innovation
    Die Vollassoziierung an Horizon Europe ermöglicht es der Schweiz, weiterhin an zukunftsweisenden Lösungen zu forschen – von flammhemmenden Stoffen über medizinische Filter bis hin zu wiederverwertbaren Fasern. Fällt dieser Zugang weg, ist die Innovationskraft der Branche in Gefahr.
  • Weniger Bürokratie dank gegenseitiger Anerkennung
    Die gegenseitige Anerkennung von Produkttests und technischen Vorschriften (MRA) bedeutet: Einmal geprüft – überall anerkannt. Das spart Zeit, Geld und vereinfacht den Export von beispielweise medizinischen Textilien, Maschinen und persönlicher Schutzausrüstungen in die EU.

  • Versorgungssicherheit durch Stromabkommen
    Textilbetriebe benötigen eine stabile Energieversorgung – etwa bei Färbe- oder Beschichtungsverfahren, die über Stunden oder gar Tage gleichmässige Temperaturen verlangen. Das Stromabkommen garantiert diese Versorgung und schafft dank der geplanten Liberalisierung gleichzeitig Spielraum: Unternehmen können zwischen den Angeboten frei wählen oder in der Grundversorgung bleiben.

  • Zugang zu Fachkräften erhalten
    Fast 40 Prozent der Beschäftigten in der Textil- und Bekleidungsbranche stammen aus der EU. Die Personenfreizügigkeit ist damit kein Luxus, sondern Notwendigkeit. Gleichzeitig braucht es innenpolitisch tragfähige Lösungen, damit die Zuwanderung auch gesellschaftlich im Gleichgewicht bleibt.

  • Klare Regeln, mehr Sicherheit
    Mit den institutionellen Elementen erhalten Unternehmen mehr Rechtsklarheit, wenn sie bestehende Abkommen anwenden oder weiterentwickeln. Das stärkt insbesondere kleine und mittlere Unternehmen, die auf verlässliche Rahmenbedingungen angewiesen sind.
Umso wichtiger ist ein faktenbasierter, sachlicher und pragmatischer Diskurs bei emotional aufgeladenen Themen wie der Zuwanderung.

Zwischen Skepsis und Realität: Swiss Textiles setzt auf Fakten

Swiss Textiles hat das Abkommen geprüft und sich mit den Mitgliedsunternehmen ausgetauscht, die darin die eindeutigen Vorteile erkennen. Während die Wirtschaft – insbesondere mit Blick auf die Fachkräftefrage – das Vertragspaket deutlich unterstützt, begegnen ihm Teile der Bevölkerung in der Schweiz skeptisch. Die Bedenken zur Migrationspolitik sind gross. Und sie sind ernst zu nehmen.

Umso wichtiger ist ein faktenbasierter, sachlicher und pragmatischer Diskurs bei emotional aufgeladenen Themen wie der Zuwanderung. Nur so gelingt uns eine gesunde Balance zwischen den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Interessen. Diese Aufgabe liegt nicht beim Parlament allein. Sie liegt bei uns allen, die sich für eine zukunftsfähige Schweiz einsetzen. Darum gehen wir als Wirtschaftsverband entschlossen voran und stimmen dem Abkommen klar und einstimmig zu.

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