Am 6. Oktober 2023 eröffnete das St.Galler Textilmuseum die Ausstellung «Akris: St.Gallen, selbstverständlich». Eine Hommage an das 100-jährige Jubiläum der Schweizer Luxusfashionmarke. Swiss Textiles sprach mit Chefdesigner Albert Kriemler, der drei Tage zuvor seine neue Kollektion an der Pariser Fashion Show vorstellte.
Die Geschichte von Akris begann 1922 mit Ihrer Grossmutter Alice Kriemler-Schoch, die Schürzen anfertigte. Was denken Sie, würde Sie heute zu Ihrer Arbeit sagen?
Sie hätte sicher Freude. Ich habe sie sehr gut gekannt, da ich die ersten zwölf Lebensjahre bei ihr lebte. Sie war unglaublich unabhängig und bescheiden, aber kultiviert und schick.
Was haben Sie von ihr gelernt?
Sie hatte bereits ein Gefühl für hervorragende Schnitte. Ihre Schürzen sassen besonders gut. Sie erklärte mir: «Einen Abnäher darf man nie gerade nähen, sondern in einer Kurve, da der menschliche Körper nicht wie ein Brett ist.» Das war neben den feinen Stoffen, den perfekten Proportionen und den schönen Stickereien ein Prädikat für ihre Arbeit.
Meine Grossmutter hätte sicher Freude. Ich habe sie sehr gut gekannt.
Wie gehen Sie vor, wenn Sie eine neue Kollektion entwerfen?
Wenn ich ein spezifisches Thema habe, schaue ich hier in St.Gallen in den Archiven der Stickereihäuser, was es alles gibt. Der Vergleich mit der Vergangenheit ist eine Quelle für neue Erfindungen. Es ist wunderbar, Zugang zu solch grosser Handwerkskunst zu haben. Ich bin sehr dankbar für dieses exzellente Know-how in dieser Stadt und die einzigartige, langjährige Beziehung zu den Stickereihäusern. So entstehen immer wieder neue Kreationen und und Techniken.
Das habe ich selbst noch nie gesehen.
Wie schaffen Sie den Spagat zwischen Tradition und Moderne?
Ich verwende innovative Garne oder Techniken oder beziehe die Moderne durch grafische Muster und Elemente ein. Diese sind in meiner Arbeit generell zu finden. Es ist eher ungewöhnlich, dass ich ein Blumenmuster verwende. Wenn doch, dann ist es etwas ganz Besonderes. Wie in meiner aktuellen Kollektion.
Was zeichnet diese aus?
Wir haben zum ersten Mal Guipure-Blumen von Forster Rohner in Alcantara verwendet, ein Lederimitat. Das habe ich selbst noch nie gesehen. Dieser Stoff verleiht dem Alcantara in Denimblau eine solche Modernität, dass jeder, der sich mit Stoffen auskennt, überrascht ist. Sie können es in dem hinten offenen Minikleid aus unserer Frühjahr/Sommer-Kollektion 2024 sehen. In Paris kamen alle auf uns zu und fragten: «Was ist das»?
Akris: St.Gallen, selbstverständlich
06.10.2023 – 10.03.2024
Textilmuseum St.Gallen
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