Nina Bachmann / az — 08.09.2025

Der National- und Ständerat diskutieren in der aktuellen Herbstsession diverse Vorstösse im Zusammenhang mit PFAS. Gefordert werden entweder Abgaben, Reduktionsziele, Deklarationspflichten oder gar Verbote. Welche Rollen spielen die sogenannten Ewigkeitschemikalien in der Textil- und Bekleidungsbranche, und was wären die Folgen eines Verbots?

Hinter dem zungenbrecherischen Namen der «per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen» steckt eine ganze Gruppe synthetischer Chemikalien. Abgekürzt heissen sie PFAS. Viele Industrien setzen sie seit Jahrzehnten ein.

Ihr Vorteil: Sie sind extrem stabil und vielseitig einsetzbar. Ihr Nachteil: Genau deshalb gelten sie als nicht abbaubar – man spricht deshalb auch von «Ewigkeitschemikalien». Manche dieser Stoffe gelten zudem als giftig.

So praktisch die Chemikalien sind, so umstritten sind sie. Die EU reguliert bereits einzelne PFAS, ein umfassendes Verbot bereitet sie derzeit vor.

Die unzähligen Eigenschaften machen PFAS besonders gefragt in vielen textilen Anwendungsbereichen.

Darum sind PFAS weit verbreitet in der Branche

PFAS kommen in zahlreichen Textilien vor. Sie imprägnieren Schuhe und Stoffe nicht nur gegen Öl, Wasser, Alkohol und Schmutz. Sie sorgen auch für Hitzebeständigkeit, Langlebigkeit und Schutz.

Darum sind PFAS in vielen Anwendungsbereichen besonders gefragt: in der Regenjacke, Uniform, Schussweste, Laborbekleidung, im Filter, Membran, Sonnensegel und Transportband.

Der Branchenverband setzt sich für Augenmass und gegen ein generelles Verbot von PFAS ein.
Weit verbreitet, dennoch weniger von einem Verbot betroffen: PFAS in Outdoorbekleidung.
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Verbot würde Grossteil der Branche hart treffen

Anbieter von Outdoor- und Freizeitbekleidungen arbeiten seit einigen Jahren daran, PFAS aus ihren Produkten zu verbannen. Denn es gibt bereits Unternehmen, die Ersatzlösungen anbieten. Insbesondere für die Wasserabweisung ist dies technisch möglich. Die Alternativen sind zwar noch kostspielig, aber ökologischer.

Im Bereich Schutz- und Medizintechnik ist die Lage schwieriger. Hier fehlen Alternativen, die dem geforderten hohem Schutzniveau in den ISO-Standards für Wasser- Öl- und Schmutzabweisung gerecht werden.

Die Konsequenzen eines Verbots müssten entweder eine deutliche Senkung dieses Schutzniveaus sein, wobei dann Einbussen bei Sicherheit und Beständigkeit nicht auszuschliessen wären. Oder Hersteller aus Ländern, in denen keine PFAS-Verbote gelten und die die ISO-Standards erfüllen, rüsteten die Produkte aus.

Bevor sich der Bund mit Verboten oder Einschränkungen befasst, sollte er deren Folgen für die Branche prüfen.

Der Branchenverband setzt sich für Augenmass und gegen ein generelles Verbot von PFAS ein. Regulierungen bedürfen einer wissenschaftlichen Grundlage. Im vorliegenden Fall etwa im Rahmen einer Einzelstoffbetrachtung. Dabei wird immer nur ein chemischer Stoff bewertet, statt die gesamte Stoffgruppe. Also jeweils die Eigenschaft von einem bestimmten PFAS, um danach einzeln reguliert oder zugelassen zu werden.

Weil für bestimmte Textilien wie jene für den Heimgebrauch oder Breitensport im Freien bereits ökologische Lösungen von Schweizer Unternehmen bestehen, wäre ein Verbot für die Wasserabweisung durchaus umsetzbar.

Die Diskussion um PFAS zeigt, wie herausfordernd die Balance zwischen Umweltschutz, Sicherheit und Innovation ist.

Konsequenzen für die Wettbewerbsfähigkeit

Bevor sich der Bund jedoch mit Verboten oder Einschränkungen befasst, sollte er mögliche Folgen prüfen. Mit einer sogenannten Regulierungsfolgenabschätzung können die Behörden systematisch abwiegen, welche Auswirkungen die geplante Regulierung auf die Branche hätte – insbesondere auch auf ihre Wettbewerbsfähigkeit.

Die Diskussion um PFAS zeigt, wie herausfordernd die Balance zwischen Umweltschutz, Sicherheit und Innovation ist. Für Freizeitprodukte zeichnen sich nachhaltige Lösungen ab. In sicherheitskritischen Bereichen bleibt die Branche jedoch auf PFAS angewiesen – zumindest solange keine gleichwertigen Alternativen gefunden sind.

Diese Mitglieder bieten Alternativen zu PFAS an:

Vom Vorstoss zur Wirklichkeit

Movers Plastikfreie Outdoor Jacke gewinnt Preis

Dimpora gewinnt Innovation Challenge

Bäumlin Ernst verarbeitet PFAS freies Garn

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