Er war als Special Edition angekündigt: der Innovation Day 2024 von Swiss Textiles. Im Jubiläumsjahr des Branchenverbands ist vieles etwas grösser und ausgefallener. So auch am 6. November im Technopark Zürich, als sich nationale und internationale Startups mit der Wissenschaft trafen. Im Fokus: Textiltechnologie, Recyclinglösungen, KI und neuste Forschungsergebnisse. Unser Bericht inklusive grosser Bildstrecke.
Zehn Referate und neun Start-up-Pitches. Die Themenpalette am Innovation Day von Swiss Textiles war breit und das Programm dicht gedrängt. Von KI basierten Lösungen, über automatisierte Kundenservices bis hin zu Investitionsmöglichkeiten – am 6. November war so ziemlich alles dabei.
Eine der Präsentationen kam vom Start-up mit dem zungenbrecherischen Namen GRDXKN («Grid Skin» auf Deutsch Netzhaut). Besonders exponierte Körperstellen wie Hüften oder Schultern von Radrennfahrerinnen und Radrennfahrern werden durch reissfeste Textilien abgedeckt. Die mit einem 4D-Textildruck gefertigte Sport- und Funktionsbekleidung soll die Haut so bei Stürzen schützen, ohne dabei die Bewegungsfreiheit einzuschränken.
Ich habe gelernt, dass man auch mit unkonventionellen Methoden ans Ziel kommt.
Climatex wiederum will mit seiner Technik für Ordnung in der Textilbranche sorgen. Heute besteht der Grossteil unserer Pullover, Shirts oder Bezugsstoffe von Möbeln aus einem regelrechten Materialmix, der sich kaum entwirren lässt. Das macht Recycling besonders schwierig bis unmöglich. Das Unternehmen hat eine ein spezielles Garn entwickelt, das Gewebe mithilfe von Hitze, Druck und Wasser in ihre Bestandteile auftrennt. Das sortenreine Ergebnis lässt sich nun wieder in den Kreislauf zurückführen.
Ihr Projekt ist noch ganz frisch: Tell-Tex und Säntis Textiles arbeiten am schweizweit ersten Recyclingzentrum auf industriellem Niveau. Dabei werden die gesammelten Alttextilien maschinell von Fremdmaterialien getrennt und für die nächsten Schritte vorbereitet. Heute müssen viele dieser Schritte manuell ausgeführt werden. Der neue Recycling-Hub soll in St. Margarethen in der Ostschweiz entstehen und Anfang 2026 einsatzbereit sein.
Ob Legosteine oder Fehltritte – die Textilbranche zeigte, dass sie in Vielem Inspirationen finden kann und dabei selbst ziemlich originell bleibt.
Neben Pitches und neusten Erkenntnissen aus der Materialwissenschaft gab es einen exklusiven Workshop von LEGO Serious Play für Mitglieder. Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernten mithilfe der kultigen Bausteine Lösungsansätze der anderen Art kennen. Wie lassen sich Herausforderungen greifbar darstellen? Probleme aus einem anderen Blickwinkel betrachten und dabei nochmals Kind sein: «Ich habe gelernt, dass man auch mit unkonventionellen Methoden ans Ziel kommt», resümierte die soeben aus dem Workshop kommende Bianca Wittwer von Testex.
In der grossen Halle ein paar Schritte weiter war scheitern erlaubt – und sogar erwünscht. An der sogenannten Wall of Failure konnten Gäste ihren letzten Fehltritt und die daraus gezogenen Lehren auf einem Zettel festhalten und mit anderen teilen: «In einem Projekt glaubte ich mal, es besser zu wissen als einer unserer Kunden», gibt Olivier Noth von Dupont mit einem Schmunzeln zu. Später sei er dann eines Besseren belehrt worden. Jetzt beziehe er das Kundenwissen von Anfang an mit ein.
Während Scheitern in der Gesellschaft meist tabuisiert wird, konnte man sie am Innovation Day richtiggehend feiern.
Ob Legosteine oder Fehltritte – am 6. November zeigte sich, dass die Textilbranche in vielem Inspirationen finden kann und dabei selbst ziemlich originell bleibt.
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