Adriana Zilic — 11.09.2025

Wie alte Skischuhe zu Handyhüllen werden und sich textile Kreisläufe schliessen lassen: An der diesjährigen Pitch Night Kreislaufwirtschaft präsentierten sieben Referentinnen und Referenten ihre Ideen in der Produktionshalle von Freitag. Unter Zeitdruck wurden Lösungen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik zum Besten gegeben. Swiss Textiles, der den Anlass unterstützte, präsentierte die gemeinsame Brancheninitiative mit Fabric Loop.

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Gemeinsam mit Freitag organisierte Tsüri.ch am Mittwochabend die Pitch Night Kreislaufwirtschaft. Der Event fand im Rahmen der Zürich Design statt und stellte Lösungsansätze für eine ressourcenschonendere Zukunft ins Zentrum.

7 Pitches, 4 Bereiche, 1 Thema

In der Freitag Produktionshalle präsentierten sieben Referentinnen und Referenten aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft in jeweils sieben Minuten Ideen, wie sich Materialien in der Schweiz besser im Kreislauf halten lassen. Swiss Textiles, der den Anlass unterstützte, stellte die gemeinsame Branchenlösung von Fabric Loop vor.

Wertvolle Rohstoffe behalten

Der Verein ist seit dem Herbst 2024 daran, im Rahmen der erweiterten Produzentenverantwortung ein zentrales Recyclingsystem zu erarbeiten. Finanziert werden soll es über einen vorgezogenen Recyclingbeitrag.

Damit sollen zentrale Herausforderungen wie fehlende Sammel- und Recyclinginfrastruktur, mangelnde Transparenz über Stoffströme und Designstandards für Wiederverwertung adressiert werden. Ziel: neue Produkte aus recycelten Fasern in hoher Qualität.

Alte Skischuhe in Handyhüllen von Freitag verwandeln Bild: OST

Skischuhe i Phone Huelle

Von den Skipiste in die Hosentasche

Im letzten Pitch zeigte Daniel Schwendemann von der Ostschweizer Fachhochschule, wie sich aus alten Skischuhen Handyhüllen machen lassen. Der Professor am Institut für Werkstofftechnik und Kunststoffverarbeitung (IWK) setzte das Projekt gemeinsam mit seinen Studierenden und Freitag um – mit Erfolg. 2023 wurde es sogar in der Kategorie Nachhaltigkeit an der Swiss Plastics Expo in Luzern ausgezeichnet.

Der Schwerpunkt des Wissenschaftlers liegt in speziellen prozesstechnischen Verfahren: Aus Kunststoffresten oder Mischkunststoffen sollen einst wieder nutzbare Materialien entstehen. Denn: «Zirkularität bringt Wertschöpfung. Das geht oft vergessen», sagt er.

Kluft zwischen theoretischem Kreislauf und realer Umsetzung schliessen

Das Problem liegt dem Experten zufolge im Kunststoffkreislauf. Viele Produkte bestehen aus Verbundmaterialien, die sich nur schwer trennen lassen. Selbst sortenreine Kunststoffe verlieren bei jedem Recyclingdurchlauf an Qualität, was die Wiederverwendung erschwert.

Hinzu kommt, dass die Sortierung und Aufbereitung grosse Mengen an Energie und Know-how erfordern und damit ökonomisch unter Druck stehen.

Das IWK entwickelt Ansätze, um Materialverluste zu verringern, die Reinheit zu erhöhen und so auch Mischkunststoffe wieder in hochwertige Anwendungen zurückzuführen.

Damit wird sichtbar, wie technische Forschung helfen kann, die Kluft zwischen theoretischem Kreislauf und realer Umsetzung zu schliessen.

Ebenfalls auf der Bühne standen Jonas Kissling von Studio Eidola, Michael Widmer von Baustoff Kreislauf Schweiz, Ricarda Fieber von der ETH Zürich/ SusTec), Davide Mastrodomenico von Girsberger sowie Grüne-Nationalrätin Lisa Mazzone.

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