Die Tell-Tex AG aus dem aargauischen Safenwil hat bekanntgegeben, an der schweizweit ersten Anlage für industrielles Textilrecycling zu arbeiten. Die geplante Anlage im Ostschweizer St. Margreten soll künftig gebrauchte und nicht mehr tragbare Alttextilien vollautomatisch sortieren und anschliessend mechanisch recyclen. Damit sollen Textilien als Sekundärrohstoff aufbereitet im Recyclingkreislauf gehalten werden.
St. Margrethen in der Ostschweiz soll zum Schweizer Textil-Recyclingzentrum werden. Der Aargauer Kleidersammler Tell-Tex aus Safenwil will im Kanton St. Gallen bis 2026 eine Anlage aufbauen, die Textilien erstmals vollständig industriell recycelt. Heute laufen Teile der Recyclingprozesse noch manuell ab.
Tell-Tex-Geschäftsführer Ercüment Yildirim erklärt: «Das neue Textilrecycling-Zentrum gilt nach unserem Wissen als erste Anlage dieser Art in industrieller Grössenordnung in der gesamten Schweiz sowie weit über die Landesgrenzen hinaus».
Kosten soll die Anlage laut Medienmitteilung rund 40 Millionen Franken. Der Startschuss für das 9'400 Quadratmeter Projekt fiel Anfang Oktober. Demnächst sollen die Bauarbeiten beginnen, damit die Anlage Anfang 2026 in Betrieb genommen werden kann.
Die Vorgänge des künftigen Recyclingzentrum sollen vollautomatisch ablaufen. Dabei trennen Anlagen die gesammelten Alttextilien von fremden Materialen wie Schuhen, Leder und Spielzeugen. Tragbare Altkleider wandern in den Second Hand. Eine optische Erkennung sortiert die übrige untragbare Ware nach Material und Zusammensetzung sowie Farbe. Bislang wird dieser Prozess noch manuell ausgeführt. Der zweitletzte Schritt befreit die sortenreine Restware schliesslich von weiteren Fremdteilen wie Reissverschlüssen, Knöpfen und Etiketten.
Der eigentliche Kern des Prozesses liegt Ercüment Yildirim zufolge im Finale: «Die übrigen Stücke, also der Hauptanteil, soll schliesslich einem mechanischen Recyclingvorgang zugeführt werden, der es erlaubt, die Fasern des Schnittguts zu öffnen». In Faserform finde dieses Material dann neue Verwendung in der Garnproduktion und diene wiederum der Herstellung von Textilien.
Damit soll auch gewerblichen Alttextilien einen klaren Sammel- und Recyclingweg geboten werden. Nicht mehr einsetzbare Heimtextilien aus Einrichtungen wie Krankenhäusern, Hotels, Wohnheimen respektive industrielle Textilabfälle können laut Yildirim aufbereitet und somit deutlich effizienter wiederverwertet werden.
Am Innovation Day 2024 von Swiss Textiles am 6. November in Zürich sprach Tell-Tex erstmals in der Öffentlichkeit über das neue Recyclingzentrum. Unterstützung erhält es von Säntis Textiles.
Wer seine Alttextilien loswerden will, kann sie heute kostenlos in einen der landesweit verteilten 3‘600 Containern von Tell-Tex gegeben. Mit seinen knapp 30 Mitarbeitenden sammelt das Unternehmen jährlich rund 20'000 Tonnen Kleider ein. Das entspricht knapp einem Drittel der schweizweit erfassten und gesammelten Mengen. Die noch tragbaren und intakten Teile werden nach einer gründlichen Vorsortierung als Second-Hand-Ware weitervermarktet. Der restliche Anteil – immerhin rund 40 Prozent oder zirka 8'000 Tonnen – werden bislang bestenfalls als Putzlumpen, Schütt- und Füllmaterial weiterverwendet, oder müssen teilweise thermisch verwertet, also verbrannt, beziehungsweise entsorgt werden.
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